Modulares Kurskonzept entsprechend der EU-Empfehlungen

Warum mehrere Module statt eines FELASA-Kurses?

Eine qualifizierte versuchstierkundliche Ausbildung ist nicht nur gesetzlich gefordert1, sondern stellt zugleich das unabdingbare Fundament einer jeglichen tierexperimentelle Tätigkeit dar und ist angewandtes Refinement im Tierversuch.

Entsprechend Empfehlungen der Europäischen Union wurde ein neues modulares Kurskonzept für die versuchstierkundliche Aus-, Fort- und Weiterbildung konzipiert.
Abhängig von der individuellen Vorbildung und der Verantwortlichkeit im Tierversuchsvorhaben kann man - bei maximaler Flexibilität - die entsprechenden Kursmodule nach Bedarf absolvieren, um
(i) den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden,
(ii) die wissenschaftliche Qualität der geplanten Studien zu erhöhen und
(iii) dem Tierschutz Rechnung zu tragen.

Der aktuelle Aus- und Fortbildungsrahmen für die Umsetzung der Richtlinie 2010/63/EU unterscheidet zwischen Tierart-unabhängigen und Tierart-spezifischen Kenntnissen sowie zwischen Basiswissen und tätigkeitsspezifischen Kenntnissen und Fähigkeiten.
Um diesen 4 Aspekten gerecht zu werden, bedarf es eines modernen Ausbildungskonzeptes.
Die neue modulare Struktur unterscheidet Core(C)- bzw. Kern-Module, Funktions(F)- bzw. Tätigkeits-spezifische Module und Aufbau(A)- bzw. Aufgaben-spezifische Zusatzmodule.
Während die C- und F-Module für definierte Personengruppen2 – entsprechend der jeweiligen Tätigkeiten und Verantwortungen im Tierversuch – verpflichtend sind, dienen optionale A-Module dem zusätzlichen Erwerb von spezialisierten Kenntnissen bzw. Fertigkeiten (z. B.: spezielle chirurgische Verfahren, endoskopische Verfahren etc.).

Die Vorteile dieses modularen Konzeptes sind:

  1. Das Tierart-unabhängige C-Modul muss nur einmal absolviert werden, um das versuchstierkundliche Kernwissen zu erwerben. Diese Basiskenntnisse benötigen alle an Tierversuchen beteiligte Personengruppen2.
  2. Ist das Basiswissen nachweislich vorhanden, kann es durch beliebig viele Tierart-spezifische Module ergänzt bzw. durch Tätigkeits-spezifische Module vertieft werden.
  3. Sowohl Tierpfleger als auch Personen, die Tiere töten (z. B. Schlachter), werden nun in die versuchstierkundliche Fortbildung mit einbezogen.
  4. Das entsprechend Aus- und Fortbildungsrahmen für die Umsetzung der Richtlinie 2010/63/EU erworbene Wissen ist innerhalb der EU anerkennungsfähig.

Das neue Format der modularen Ausbildung richtet sich insbesondere an Wissenschaftler/innen, Promovierende und Tierpfleger/innen, die mit landwirtschaftlichen Nutztieren arbeiten.
Dies betrifft keineswegs nur veterinärmedizinische Forschungseinrichtungen und Fakultäten, sondern auch agrarwissenschaftliche Fachrichtungen, die Humanmedizin, Zahnmedizin, Biologie, Biochemie, Biotechnologie, Pharmazie u.a. Disziplinen.

1 Mit Umsetzung der EU Richtlinie 2010/63 in nationales Recht hat sich im Jahre 2013 auch der nationale Rahmen bezgl. der Anforderungen an die in Tierversuchsvorhaben involvierten Mitarbeiter/innen deutlich verändert. Laut §7 Abs. 1 Satz 3 Tierschutzgesetz dürfen Tierversuche nur von Personen geplant und durchgeführt werden, die über die dafür erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen (nähere Bestimmungen zur Sachkunde: Tierschutzversuchstier-Verordnung, Anlage 1, Abschnitte 1-3). Konkret sind Tierversuchsvorhaben also nur noch genehmigungsfähig, wenn die tierartspezifische Sachkunde für alle Beteiligten (d.h. Planer, Leiter und deren Stellvertreter, mitarbeitender Wissenschaftler, Assistenten und Tierpfleger) nachgewiesen werden kann.

2 Laut Aus- und Fortbildungsrahmen für die Umsetzung der Richtlinie 2010/63/EU zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere muss das in Tierversuche involvierte Personal entsprechend ausgebildet und geschult werden, ehe es eine der folgenden Tätigkeiten ausführt:
a) Durchführung von Verfahren an Tieren;
b) Gestaltung von Verfahren und Projekten;
c) Pflege von Tieren;
d) Tötung von Tieren.

Weitere Informationen und anschauliche Grafiken zum modularen Kurssystem finden Sie auch im Artikel Sachkunde-Kurse zur Schwerpunkttierart Rind.